Westerrönfeld
"In Westerrönfeld, Kattbek und Schülp,
dor nehmt se den Sand to Hülp.
Ward de Grütt nich dick in den Grapen,
makt se dat Kökenfinster apen!"
Dieser über Generationen überlieferte Vers deutet an, dass das ursprüngliche Eiderdorf Westerrönfeld von einem ausgedehnten mit Binnendünen durchsetzten Heidegebiet umgeben war. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten verknüpfte man deshalb den Namen Westerrönfeld auch mit den umliegenden Heideflächen, von denen heute noch ein Rest von ca. 7.000 m² glücklicherweise erhalten ist.
Am Schnittpunkt wichtiger Verkehrsverbindungen gelegen ist aus dem einstigen Fischer- und Bauerndorf eine moderne Gemeinde in landschaftlich schöner Umgebung geworden. Westerrönfeld liegt direkt am Nord-Ostsee-Kanal und grenzt an die Stadt Rendsburg. Die Umwandlung zu einer modernen Gemeinde mit einem ausgedehnten Gewerbegebiet ging Hand in Hand mit einem weiträumigen Ausbau der dörflichen Wohngebiete und einer infrastrukturellen Verbesserung des Ortes.
Auf 7,78 km2 Fläche leben rund 5000 Einwohner. In Westerrönfeld befindet sich eine Verwaltungsstelle des Amts Jevenstedt. Neben zahlreichen Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten bietet die Gemeinde ihren Bürgern auch ein umfangreiches Freizeitangebot.
Das Wappen Westerrönfelds nimmt Bezug auf die örtlichen Gegebenheiten und spiegelt einen Teil der Ortsgeschichte wieder:
Der goldene Pfahl, gekreuzt von einem silbernen Wellenbalken, auf blauem Grund und einem silbernen Wagenrad mit einem gestürzten Anker symbolisieren die besondere Lage Westerrönfelds am Schnittpunkt von B77 und Nord-Ostsee-Kanal und weisen auf die ehemals typischen Erwerbszweige hin, wie Landwirtschaft mit regem Pendelverkehr zur nahen Stadt sowie Fischerei, Seefahrt und Schiffbau.
Westerrönfelds Ursprung dürfte auf dem heutigen Hog'n Dor zu suchen sein. Diese, am Südufer der Eider gelegene Anhöhe, bot nicht nur Schutz vor Hochwasser, sie lag auch in der Nähe einer Eiderfurt. Fischer und Bauern werden es gewesen sein, die dort erste Siedlungen errichteten, bevor sich Westerrönfeld zu einem geschlossenen Bauerndorf erweiterte und erste Gewerbebetriebe sich ansiedelten.
Die erste urkundliche Nennung Westerrönfelds erfolgte im Jahre 1437 mit einer Eintragung in das von 1411 bis 1604 geführte "Kieler Erbebuch“. Im Jahre 1450 wird Westerrönfeld im Zuge von Grenzsteinsetzungen im Wilden Moor genannt.
Der Name Westerrönfeld dürfte auf eine frühere Flurbezeichnung zurückzuführen sein, wobei der Ausdruck "Rönn" sich auf ein Fließgewässer bezogen hat. Man darf annehmen, dass damit die ursprünglich in die Eider fließende Wehrau gemeint war. Das Gelände westlich der "Rönn" erhielt daher (im Unterschied zum benachbarten Osterrönfeld) den Namen Westerrönfeld.
Die Heerstraße, später als Ochsenweg bezeichnet, wussten im Laufe der Jahrhunderte durchziehende Kriegsheere zu nutzen. Die am Wege liegenden Ortschaften hatten dabei häufig Einquartierungen und Abgaben zu leisten und nicht selten auch Plünderungen zu erdulden.
Während des 30jährigen Krieges im Jahre 1645 errichtete der Obrist Helm Wrangel sogar sein Hauptquartier in Westerrönfeld, um mit einem schwedischen Regiment über nahezu 6 Monate die Festung Rendsburg zu belagern. Dabei wurden Teile der Ortschaft Westerrönfeld geplündert und mehrere Häuser niedergebrannt. Nicht ganz so schlimm erging es den Westerrönfeldern in dem schwedischen Krieg (Polacken-Krieg) von 1658 - 1659.
Die alte Heerstraße hatte auch in friedlichen Zeiten für die anliegenden Ortschaften eine besondere Bedeutung. Wirtshäuser und Herbergen entstanden am Wegesrand und auch in Westerrönfeld wird man die günstige Lage an der Eiderfurt genutzt haben. Reisende und durchziehende Händler nahmen hier Quartier, Handwerker, wie Schuster und Stellmacher ließen sich in Westerrönfeld nieder.
Als Anfang des 18. Jahrhunderts die Pest unter der Bevölkerung wütete, blieb auch Westerrönfeld nicht verschont. 1712 wurde für die Pesttoten eine Begräbnisstätte "am grauen Berge“ außerhalb des Dorfes an dem Wege nach Jevenstedt angelegt. Erst 1831 entstand aus dem ehemaligen Pestfriedhof und dem späteren "Armenfriedhof" der heutige mehrfach erweiterte Gemeindefriedhof.
Westerrönfeld, das noch bis 1924 zum Kirchspiel Jevenstedt gehörte, hatte seine ursprüngliche Begräbnisstätte auf dem Jevenstedter Friedhof.
Losgelöst vom Rendsburger Neuwerk wurde Westerrönfeld 1968 zur eigenen Kirchengemeinde. 1957 waren bereits ein Kirchsaal (heutige Lutherkirche) und 1963 der Glockenturm fertiggestellt worden.
Eine Besonderheit in Westerrönfeld stellt der am 21. September 1695 angelegte Judenfriedhof dar. Jüdische Siedler hatten sich Ende des 17. Jahrhunderts im Stadtteil Neuwerk niedergelassen und eine Heidefläche zur Bestattung der Toten genutzt. 1939 erfolgte die letzte Bestattung.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts versuchte man sich in Westerrönfeld auch mit dem Schiffbau, der damals im Nachbarort Schülp, vor allem aber in Nübbel mit Erfolg betrieben wurde. Die Lage an der Eider und die Verbindung mit dem von 1784 - 1885 betriebenen zur Ostsee führenden Eiderkanal hatte diesem Erwerbszweig in Westerrönfeld jedoch nur vorübergehend Auftrieb gegeben. Der Bau des Nord-Ostsee-Kanals (1887 - 1895) und die damit erfolgte Abtrennung des Ortskerns von der Eider brachte einen tiefen Einschnitt in das Dorfgeschehen.
Heute sind die durch den Kanalbau entstandenen Nachteile nahezu vergessen. Die Westerrönfelder wissen um die Attraktion dieser Wasserstraße, die von 1908 - 1915 und seit 1963 erneut eine Verbreiterung erfahren hat.
Eine weitere Teilung des Dorfes drohte durch den Bau des Straßentunnels 1957 - 1961 und der damit verbundenen neuen Trassenführung der B77 durch die Westerrönfelder Heide. Im Laufe der folgenden Jahre hat sich jedoch gezeigt, dass die insgesamt 5 Übergänge über die 4spurig ausgebaute B77 und die weitere Bebauung der Westerrönfelder Heide ein harmonisches Zusammenrücken der beiden Ortsteile bewirkt haben. Eine über der Tunnelröhre entstandene Teichfläche ist nicht nur für Angelfreunde interessant, sie bietet auch Platz für ein großzügig angelegtes Freibadgelände.
Seit Fertigstellung des Fußgängertunnels (1961) sind die Verbindungen zur Stadt wesentlich verbessert worden. Die Wartezeiten an der 1964 abgetragenen Drehbrücke sind fast in Vergessenheit geraten.
Mit der Inbetriebnahme der Rendsburger Kreisbahn im Jahre 1901 erhielt Westerrönfeld nicht nur eine Anbindung an das südliche Kreisgebiet, sondern auch eine zusätzliche für Schulkinder und Berufstätige wichtige Verkehrsverbindung nach Rendsburg. Der Bahnbetrieb wurde am 16.05.1957 eingestellt.
Das heutige am Sportplatz gelegene Schulgebäude ist bereits das vierte. Schon im Jahre 1757 errichtete man in Westerrönfeld eine einklassige Schule. Das Gebäude steht noch heute in der Schmiedestraße. Die zweite 1810 erbaute Schule stand in der Jevenstedter Straße/Ecke Dorfstraße. Im Jahre 1901 ging das reetgedeckte Gebäude in Flammen auf. Erst 1903 war ein neues 4klassiges Schulgebäude fertiggestellt, das seit 1963 Sitz der Gemeindeverwaltung, bzw. seit dem Beitritt der Gemeinde Westerrönfeld am 01.01.2001 in das Amt Jevenstedt Sitz der Verwaltungsstelle Westerrönfeld, ist.
Die 1959 erbaute Anlage der heutigen Westerrönfelder Grund- und Hauptschule ist in den vergangenen Jahren mehrfach erweitert worden. Moderne Sportanlagen, darunter die 1983 fertiggestellte Sporthalle, sind dem Schulkomplex angegliedert. Die ursprüngliche Schulturnhalle wurde 1987 zur Mehrzweckhalle (Tingleffhalle) umgebaut. Sie steht den Einwohnern, sowie den örtlichen Vereinen als Versammlungs- und Festraum zur Verfügung.
Um der Landesschulplanung Rechnung zu tragen kam es 1995 zur Gründung eines Schulverbandes Osterrönfeld-Westerrönfeld.
Der zahlenmäßige Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten Jahrzehnten ist auch in Westerrönfeld zu beobachten. In dem einstigen Fischer- und Bauerndorf waren 1965 immerhin noch 21 Höfe oder landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen vorhanden. Heute gibt es noch 5 ausgesiedelte Hofstellen, die die Anpassung an die veränderten Gegebenheiten vollzogen haben.
Partnerschaften unterhält die Gemeinde Westerrönfeld seit Jahrzehnten nach Tingleff in Dänemark und nach der wiedergewonnenen Deutschen Einheit auch nach Züssow in Mecklenburg-Vorpommern.